Grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Kindermedizin
MdEP Weber besucht Kinderklinik in Passau
Niederbayern/Passau. Noch vor Weihnachten hat der niederbayerische Europapolitiker Manfred Weber die Kinderklinik Dritter Orden Passau besucht, um sich ein Bild von der aktuellen Lage der Arbeit in der Kindermedizin im ostbayerischen Raum zu machen.
Mit 85 stationären Betten betreut das Team der Kinderklinik im Jahr an die 5.000 stationäre Patienten, hinzukommen weitere 25.000 bis 30.000 ambulante Patientenkontakte – damit gehört die Kinderklinik in Passau zu den 20 Prozent der größten Kinderkliniken. „Damit sind wir ein echtes Zentrum für die Kinder- und Jugendgesundheit für den ostbayerischen Raum“, berichtet der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Matthias Keller und verweist in diesem Zusammenhang auf die enge Verbundenheit des Hauses mit der Region. „Die Kinderklinik ist aus der Not heraus geboren. Die Menschen haben damals vor 100 Jahren den Orden in München um Hilfe gebeten, weil die Säuglingssterblichkeit damals so groß war. Das war der Ursprung der Kinderklinik und damit ist sie aus Tradition ein Bestandteil der Gesellschaft – ein Bürgerprojekt.“ Kern und Leitbild der Arbeit in der Kinderklinik ist das christliche Wertesystem – „Uns treibt die Fürsorge“, gibt Keller ganz klar zu verstehen. Dabei unterscheidet sich die Kinder- und Jugendmedizin ganz essentiell von der Erwachsenenmedizin. „Wir haben nicht nur das kranke Kind als Patienten zu versorgen, sondern müssen die ganze Familie einbinden. Die Eltern sind für uns wesentlicher Partner im Rahmen des Behandlungsprozesses, damit wir am Ende auch einen therapeutischen Erfolg erzielen.“ Weiterhin gelte es eine riesige Bandbreite an Erkrankungen abzudecken: „Wir decken alles ab, was es auch in der Erwachsenenmedizin gibt, mit dem Unterschied, dass wir für alles Spezialisten brauchen und zum Glück auch haben.“ Vom Frühgeborenen mit 450 Gramm Geburtsgewicht bis hin zum jungen Erwachsenen ist das Team der Kinderklinik auf die medizinische Versorgung spezialisiert. Das grundlegende Problem: Die Kindermedizin wird nach dem Modell der Erwachsenenmedizin finanziert.
Überhaupt sei die Krankenhausfinanzierung derzeit das allumfassende Problem. „Wir sind mittlerweile soweit, dass wir Spendengelder sammeln müssen, damit wir eine gute Versorgung hinbekommen. So haben die Krisen die Kosten immer weiter in die Höhe getrieben“, erklärt der Kinderklinik-Geschäftsführer Reinhard Schmidt. Noch stehe die Kinderklinik auf gesunden Füßen – die Herausforderungen seien jedoch enorm. „Wir sind sehr dankbar, dass wir auf den großen Rückhalt aus der Bevölkerung bauen können. Das Spendenaufkommen ist groß und wird über unsere Stiftung Kinderlächeln hoch professionell abgewickelt“, so Keller.
Auch von europapolitischer Relevanz hat die Kinderklinik einige Themen auf der Agenda: „Allein durch unsere geografische Lage im Grenzgebiet zu Oberösterreich nehmen wir eine besondere Stellung ein“, so der Ärztliche Direktor der Kinderklinik. So habe man bereits in 2022 ein Interreg-Projekt in Kooperation mit dem Land Oberösterreich und der österreichischen Gesundheits-Holding abgewickelt, das die Idee eines Rotationsmodells von Ärzten zwischen der Kinderklinik und Oberösterreich verfolgte, um die Grenzregion kindermedizinisch gut zu versorgen. „Das Modell hat an sich reibungslos funktioniert und sich als durchaus gewinnbringend hinsichtlich des Aufbaus eines attraktiven Arbeitsumfeldes im ländlichen Raum dargestellt“, kann Keller berichten. Letztlich waren die administrativen Hürden zu groß, was bei der Facharztanerkennung beginnt und sich über die Abwicklung der Finanzierung zieht. „Wir brauchen hier eine Art Blaupause, wie wir im Grenzland diese Hürden überwinden können“, sind sich Keller und MdEP Manfred Weber einig. Schließlich brauche man funktionierende und stabile Strukturen, auch als Instrument um den Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wir haben hier eine Stärke in der Grenzregion und sollten das gemeinsame Netzwerk auch nutzen“, ist auch Weber überzeugt.
Foto (Stefanie Starke): (v. l.) MdEP Manfred Weber und Chefarzt Prof. Dr. Matthias Keller.