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???? Den Ernstfall realitätsnah simulieren!

Kinderklinik-Mitarbeiter trainieren Kindernotfälle im Rahmen hausinterner Simulationstrainings

20190410 Den Ernstfall realitätsnah simulieren 1

Passau. „Herzfrequenz bei 220/min, Patient bewusstlos, kein Puls. Jetzt aber schnell. 1,2,3,4… Pedals kleben, laden – und: Weg vom Patienten.“ Es herrscht Anspannung auf Station 2, im ersten Stock der Kinderklinik Dritter Orden Passau – dennoch kein Grund zur Panik: Denn es ist kein echter Notfall, der Patient ist eine Puppe – zum Glück nur eine Simulation.

Nach mehreren Probeläufen im vergangenen Jahr hat das neu eingerichtete Simulationszentrum an der Kinderklinik Dritter Orden Passau in diesem Jahr den Regelbetrieb aufgenommen – technisch dabei auf höchstem Niveau ausgestattet. „Wir haben eine Sim-Station, ein Video- und Tonsystem, das die Trainings aufzeichnet und Möglichkeit zur idealen Nachbesprechung gibt. Trainiert wird mit unserer Frühchenpuppe Paul und Max, einer Simulationspuppe, die einem fünfjährigem Kind entspricht“, erklärt Ärztin Hannah Berger, Leiterin des Simulationsteams, beim Gang durch das Zimmer. Ein Patientenzimmer auf Station 2 wurde nämlich extra für die Trainingseinheiten ausgestattet und eingerichtet – „hier können wir Ernstfälle realitätsnah simulieren und die Mitarbeiter aus- und fortbilden“, betont Chefarzt Prof. Dr. Matthias Keller. So könne die Theorie immer wieder aufgefrischt und mit Praxisbeispielen unterlegt werden. „Jeder muss auf Notfälle so gut wie möglich vorbereitet sein. Mit unseren Puppen haben wir hier an der Kinderklinik das perfekte Werkzeug, ohne direkt am Patienten zu sein.“

Wo früher noch alle Mitarbeiter, egal ob Arzt, Pflegekraft oder Verwaltungsmitarbeiter, dasselbe Schulungsprogramm durchlaufen haben, wird heute genau unterschieden und zielgerichtet trainiert. „Es gibt die Basisreanimation, die jeder Mitarbeiter drauf haben muss und spezielle Trainingseinheiten, beispielsweise für die Notaufnahme oder Intensivtrainings für Neugeborenennotfälle. So wird niemand unter- oder überfordert und zugeschnitten auf sein Einsatzfeld geschult“, erklärt Hannah Berger weiter. Ob Patienten mit Krampfanfällen, Atemnot oder auch Wiederbelebungsmaßnahmen – „in Stresssituationen muss das Fachwissen abrufbar sein und perfekt angewendet werden können. Genau das wird hier trainiert.“ Jeder Mitarbeiter ist daher verpflichtet pro Jahr an zwei Schulungseinheiten teilzunehmen. „Wir denken uns immer wieder neue Szenarien aus. Erst werden ein Theorieteil und die sogenannte ‚familiarisation‘ durchlaufen, also das Vertrautwerden mit dem Equipment, danach stehen die Simulationen an“, so Berger, die gemeinsam mit ihrem 5-köpfigen Team die Fallbeispiele ausarbeitet und die Simulationen durchführt (siehe Foto 2).

Das Feedback ist durchwegs positiv: „Auch unser Team war natürlich total nervös vor den ersten Trainingseinheiten, ob auch wirklich alles klappt. Aber das hat es und die Mitarbeiter wollen mehr davon“, freut sich sich die Ärztin. Und auch Pflegekraft Julia Löw vom Simulationsteam kann bestätigen: „Die Simulationen werden immer sehr ernst genommen. Wir alle haben Spaß an der Arbeit und so eine Simulation vergeht wie im Flug.“

Übrigens: Ab Herbst werden in der Kinderklinik Dritter Orden Passau nicht nur hausinterne Simulations-Trainings abgehalten – „wir öffnen sozusagen unsere Türen und wollen auch anderen Fachkräften die Möglichkeit geben, mit unserem wertvollen technischem Equipment zu trainieren. So wird es unter anderem Einheiten für den Rettungsdienst geben“, erklärt Keller und freut sich über das externe Interesse.

Fotos: Stefanie Starke
1) Simulationsteam-Leiterin und Ärztin Hannah Berger mitten in einer Simulation mit Ärztinnen an der Kinderklinik Dritter Orden Passau.
2) Das Simulationsteam an der Kinderklinik Dritter Orden Passau: (v.l.) Ärztin Hannah Berger, Julia Löw, Simon Schönbrunner, Katrin Gellner und Susen Trembecki